Am Mittwoch, den 20. Februar 2019, hat die Kroatische Wirtschaftsvereinigung (KWVD) in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, der Deutsch-Kroatischen Industrie- und Handelskammer, der Botschaft der Republik Kroatien in Deutschland, dem Generalkonsulat der Republik Kroatien in Frankfurt, dem Kroatischen Weltkongress in Deutschland (KWKD), der Kroatischen Wirtschaftskammer (HGK), den Kroatischen Exporteuren (HIZ), der Deutsch-Kroatischen Gesellschaft und dem Deutsch-Kroatischen Automobilclub den Empfang der kroatisch-deutschen Wirtschaft organisiert. Der Empfang hat in den Räumlichkeiten der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen in Mainz unter der Schirmherrschaft des Zentralen staatlichen Amtes für Kroaten außerhalb der Republik Kroatien stattgefunden. Dem Empfang ist das Wirtschaftsforum zum Thema „Kroatien im digitalen Zeitalter – Möglichkeiten und Perspektiven“ vorausgegangen.
Das Deutsch-Kroatische Wirtschaftsforum wurde gemeinsam von der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, der Deutsch-Kroatischen Industrie- und Handelskammer (AHK) und der Kroatischen Wirtschaftsvereinigung in Deutschland (KWVD) organisiert. Die kroatische Wirtschaft ist weiter auf Expansionskurs und damit ein interessanter Partner für deutsche Unternehmen und Investoren. Es wurde deutlich, dass zu den Wachstumsstützen der private Verbrauch und die starke Investitionsdynamik gehören. Auch als Beschaffungsmarkt gewinnt Kroatien an Stärke. Zudem rücken Themen wie Digitalisierung, Industrie 4.0, Start-ups und die berufliche Aus- und Weiterbildung in den Fokus. Welche Branchen als zukunftsfähig gelten und gute Absatz- und Investitionsmöglichkeiten bieten, diskutierten mehr als 100 Unternehmer aus Rheinland-Pfalz und Kroatien. So verwies der Hauptgeschäftsführer der IHK für Rheinhessen, Günter Jertz, darauf, dass die Handelsbeziehungen zwischen rheinland-pfälzischen und kroatischen Geschäftspartnern über die Jahre stabil geblieben seien. Die jüngsten Zahlen für 2018 zeigen Einfuhren aus Kroatien nach Rheinland-Pfalz im Wert von 46,4 Millionen EUR und Ausfuhren nach Kroatien im Wert von 134,2 Mio. EUR. Jertz blickt voraus: „Eine Chance, die bilateralen Geschäfte auszubauen, bestehen besonders in Branchen, die in Kroatien gute Wachstumsperspektiven haben.“ So hat der Pkw-Markt nach einem Zuwachs um 17,2 Prozent in 2017 zwischen Januar und Oktober 2018 noch einmal um 20,4 Prozent zugelegt. Hohe Wachstumsraten hätten zuletzt auch die Kunststoff- und Kautschukbranche sowie die Pharmaindustrie verzeichnet. Mit einem Plus wird für die kommenden Jahre auch in der Gesundheitswirtschaft, dem IT-Markt und der Bauwirtschaft gerechnet. Einen weiteren Anreiz für rheinland-pfälzische Unternehmen, in Kroatien aktiv zu werde oder ihr bestehendes Engagement zu verstärken, bietet laut Jertz das Skills-Experts-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. In Partnerschaft mit der Deutsch-Kroatischen IHK sollen kroatische Auszubildende vor Ort nach dem deutschen dualen System ausgebildet werden und dann als Fachkräfte zur Verfügung stehen. Ungebrochen ist das Interesse deutscher Unternehmen für den Geschäftsstandort Kroatien nach Angaben von Sven Thorsten Potthoff, Geschäftsführer der Deutsch-Kroatischen Industrie- und Handelskammer in Zagreb: „Deutschland ist Kroatiens wichtigster Außenhandelspartner. Deutsche Exporte nach Kroatien brechen von Jahr zu Jahr neue Rekorde, aber auch umgekehrt: Deutschland hat sich inzwischen zum zweitwichtigsten Absatzmarkt für Kroatien entwickelt. Trotz Reformbedarfs, etwa in den Bereichen Steuerrecht, Bildung oder öffentliche Dienstleistungen, gibt es dennoch gute Chancen für deutsche Investoren. Außerdem hat Kroatien eine ausgeprägte Unternehmerkultur, viele unternehmerische Initiativen im Gründungsstadium und einen IT-Sektor, der in den vergangenen fünf Jahren sehr stark gewachsen ist.“ Mario Šušak, Geschäftsführer der Kroatischen Wirtschaftsvereinigung e.V. mit Sitz in Frankfurt/Main meint, dass Kroatien weitere Strukturreformen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit braucht, um erfolgreich in ein neues Wirtschaftswachstumsmodell, wie beispielsweise ausländischen Direktinvestitionen, zu kommen. Doch er nennt auch Positivbeispiele wie die Unternehmen aus Kroatiens IT-Branche: „Die Globalisierung in den Wirtschaftsbeziehungen sowie die wachsende Mobilität von Menschen und Unternehmen führen zu einer wachsenden Konkurrenz der Wirtschaftsregionen. Schnelle Veränderungen erfordern Fachkräfte, die in der Lage sind, praxistaugliche Lösungen und Produkte zu entwickeln. Dieser industriepolitische und bildungspolitische Weckruf in der Digitalisierung ist sowohl für Deutschland als auch für Kroatien eine neue Chance. Der Erfolgszug der Digitalisierung verändert die Arbeitswelt in einer bisher nicht gekannten Geschwindigkeit. Eben hier besteht die Herausforderung und Chance, dass die Unternehmen in Deutschland und Kroatien voneinander profitieren.“
Nach dem Deutsch-Kroatischen Wirtschaftsforum folgte der Empfang der kroatisch-deutschen Wirtschaft
Der Empfang der kroatisch-deutschen Wirtschaft zeichnet einen wichtigen Tag für die kroatische Wirtschaft in der BR Deutschland und daher haben an ihm zahlreiche deutsche Institutionen und Kammern als auch Unternehmer und Investoren teilgenommen. Die vielzähligen Gäste wurden vom Präsidenten der Kroatischen Wirtschaftsvereinigung, Mario Šušak, und im Anschluss vom Generaldirektor der Industrie- und Handelskammer in Mainz, Günter Jertz, und dem kroatischen Botschafter der Republik Kroatien in Deutschland, Dr. Gordan Grlić Radman, begrüßt.
Die Podiumsdiskussion führten Viktor Piel (Kroatisch-Deutsche Gesellschaft), Heiko Müller (Green Logic d.o.o.), Sascha Fuzul (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) und Franjo Pavić (Kroatischer Weltkongress in Deutschland). Der deutsche Unternehmer Heiko Müller sagte aus, dass Kroatien ein wundervolles Land sei, das seinen jüngeren Mitbürgerinnen und Mitbürgern alles biete, bis zum Zeitpunkt, wenn sie erwachsen werden und ein selbstständiges Leben beginnen möchten. An diesem Punkt wird die Perspektive ungewiss. – Ich war in Kroatien, das ist ein wundervolles Land mit unglaublichen Menschen, ein Land, in dem auf den ersten Blick alles idyllisch wirkt, doch wenn Sie die Verhältnisse einmal besser kennengelernt haben, sehen Sie, dass es gar keine Perspektiven bietet, sagte Müller besonders für Slawonien.
Er erläuterte jedoch auch, wie die Situation in Deutschland im Vergleich zur Situation in Kroatien aussieht. – Der Standard ist in Deutschland auf einer höheren Ebene, die Mietpreise für Wohnungen sind höher, viele junge Menschen in Kroatien haben ihre eigenen Familienhäuser und Wohnungen. Wenn sie einmal nach Deutschland gekommen sind, werden sie zuerst mit diesem hohen Standard und den hohen Preisen konfrontiert. Doch wir alle sind neugierig, man muss es probieren, sehen, abwägen und dann entscheiden, Deutschland oder Kroatien, sagte Müller zu den Kroaten. Er betonte, dass für diese „ungewisse Perspektive“ am meisten Verantwortung die kroatische Politik trage und nur sie könne den jungen Leuten Hoffnung und eine aussichtsreichere Zukunft bieten. – Es liegt an der kroatischen Politik, dies zu tun, nicht an der deutschen – sagte Müller.
Ein weiteres Thema war die duale Ausbildung. Kroatien sei auf einem guten Weg die duale Ausbildung einzuführen. Die Kroatische Wirtschaftsvereinigung ist z. B. auch im MASTER 5 Projekt involviert, dass durch ein EU-Projekt finanziert wird und die Einführung von Meisterschulen unter anderem auch in Kroatien vorantreiben soll.
Nach Abschluss des offiziellen Teils des Programms hat die Kroatische Wirtschaftsvereinigung den Preis „Most“ an Hrvoje Ursić verliehen. Hierbei handelt es sich um ein Medaillon hergestellt aus Stein von der Insel Brač, welches eine Brücke als Symbol der Zusammenarbeit und des Engagements in deutsch-kroatischen wirtschaftlichen Beziehungen darstellt. Hrvoje Ursić übernahm den Preis im Namen des Unternehmens „Ekofarma Srnjak“, das aus einer direkten deutschen Investition in der Schaffung einer langfristigen Marke entstammt ist.
Zum Abschluss des offiziellen Programms hat eine kroatische klapa aus Frankfurt für die Unterhaltung der Gäste gesorgt, bei der auch der Botschafter Dr. Gordan Grlić Radman sowie Mario Šušak mitgesungen haben. Die Speisen für die Gäste wurden von den fleißigen Mitgliedern der Kroatischen Kulturgemeinschaft Mainz hergerichtet, für den Weinbedarf sorgte der Online-Shop crogusto.de, und die kroatischen Cocktails wurden von „TESLA Šljivo“ zubereitet.
Text: KWVD
Übersetzung: ET Cetera, Melanija Habrun