Ich bin erfreut zu sehen, dass Hessen handelt.
Nehmen Sie beispielsweise die Kommission „Innovation im Bau“, mit der wir uns dem Bürokratieabbau widmen. Die Landespolitik hat erkannt, dass etwas getan werden muss. Die im Rahmen dieses Zusammenschlusses erarbeiteten Maßnahmen für den Bürokratieabbau und die Kostensenkung durchläuft derzeit den Gesetzgebungsprozess.
Bauen muss effizienter, einfacher und vor allem bezahlbar werden.
An der Stelle möchte ich das Engagement von Minister Kaweh Mansoori lobend erwähnen. Das Land braucht nicht nur nahbare Unternehmer, sondern auch pragmatisch handelnde Minister.
Auf Bundesebene befindet die Branche sich leider immer noch in Wartestellung - wir warten ab, wie das angekündigte Sondervermögen verteilt werden soll.
Wir sollten aber auch auf unsere Nachbarländer schauen, wie etwa die Niederlande. Wir könnten noch einiges lernen, denn mit Mut zum Willen des Handelns hat es unser Nachbar geschafft, im Rahmen einer Baurechtsreform die Kosten um mehr als 30% zu reduzieren und Regeln abzuschaffen, die als überflüssig erkannt wurden.
Zu dem von Ihnen angesprochenen Thema „Fachkräfte“ müssen wir verhindern, dass die Bauwirtschaft von einem „Corona Effekt“, wie ihn die Gastronomiebranche nach der Pandemie erlebt hat, ausgebremst wird.
Verlieren wir Fachkräfte, die aufgrund von Insolvenzen oder schlichtweg der Angst und Unsicherheit vor einem drohenden Jobverlust die Branche wechseln, dann wird es schwierig, Bauprojekte mit der erforderlichen Kapazität und dem notwendigen Wissen und Sorgfalt umzusetzen.
Als Verband und als Branche „Bauwirtschaft“ sind wir uns selbstverständlich darüber im Klaren, dass Bau extrem ressourcenintensiv ist.
Diskussionen werden leider oftmals einseitig geführt, der Neubau regelrecht „verteufelt“.
Betrachten Sie beispielsweise das Thema Kreislaufwirtschaft und Recycling – hier tut sich sehr viel, hier muss aber auch noch mehr getan werden, um die Akzeptanz für aufbereitete Werkstoffe zu schaffen.
Die Entwicklung und Sanierung im Bestand wird sicherlich zur Wohnraumschaffung beitragen. Langwierige Genehmigungsverfahren, komplizierte Sanierungs- oder Umbaumaßnahmen führen aber nicht zeitnah zu mehr Wohnraum, wir brauchen beides – Neubau und Bestandssanierung.
Grundsätzlich gilt – die Energiewende kann ohne die Bauwirtschaft nicht gelingen, denn auch nachhaltige Gebäude und Windkraft, Solaranlagen etc. müssen gebaut werden.
Digitalisierung und Technologien bietet enorme Chancen für die Bauwirtschaft. Schauen Sie sich die Verbesserung von Prozessen und Abläufen an, einerseits auf den Baustellen und in den Bauunternehmen direkt, andererseits bei den Behörden, in der Verwaltung und bei der Genehmigung von Verfahren – hier haben wir viel Potential für Beschleunigung, um einfacher, schneller und besser zu bauen.
Das genannte modulare Bauen kann zur Beschleunigung beitragen, ist allein jedoch keine Lösung.
Mit Blick auf die CO2-Effizienz sehe ich viel Potential bei der Aufbereitung, Wiederverwendung und dem Recycling von Materialien.
Steigende Energiepreise und in der Folge höhere Baukosten beeinflussen natürlich auch unsere Arbeit bei ALEA maßgeblich.
Ich zitiere aus dem SPIEGEL vom 10.07.:
„Auch im Mai sind die Preise fürs Bauen in Deutschland weiter gestiegen. Im Schnitt lagen sie für einzelne Bauleistungen 3,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor, die allgemeine Teuerung betrug in dem Monat 2,2 Prozent.“
https://www.spiegel.de/wirtschaft/immobilien-baupreise-in-deutschland-steigen-weiter-a-55247d8e-1b7d-45a2-bd61-65294ccf0f61
Mit +1,6% sind Betonarbeiten, wie wir sie im Rohbau ausführen, gegenüber beispielsweise dem Einbau von Heizanlagen wie Wärmepumpen mit +4,5% zwar in geringerem Maße teurer geworden, steigende Kosten für das „Gesamtpaket“, den privaten Hausbau oder den Wohnungsbau, führen natürlich dazu, dass Bauherren und Investoren zurückhaltend sind.
Die Strategie haben wir dahingehend angepasst.
Mit ALEA profitieren wir dankbarerweise von dem Umstand, dass wir über das notwendige KnowHow und Erfahrung aus unterschiedlichen Bauprojekten verfügen und nicht ausschließlich im Wohnungsbau aktiv sind.
„Hoch- und Industriebau“ drückt es bereits aus.
Beispielsweise wirken wir mit am Frankfurter Flughafen beim Bau des Terminal 3. Auch Arbeiten rund um Ladeinfrastruktur durften wir schon realisieren. Gewerbebauten, etwa das „Baumhaus“ des Getränkeherstellers Hassia in Bad Vilbel, zählen ebenfalls zu unseren Projekten.
Zudem ist die Arbeit mit dem Bestand ein Bereich, in dem wir uns mit unseren Stärken einbringen können.
Die Zusammenarbeit von Schulen, Hochschulen und der Wirtschaft im Bau und Handwerk ist unverzichtbar. Wir müssen den Nachwuchs frühzeitig erreichen, über die Perspektiven und Entwicklungschancen informieren.
Bei ALEA machen wir das beispielsweise mit Aktionstagen wie dem Girls Day, Schülerpraktika und ähnlichen Maßnahmen. In der Vergangenheit hatten wir zum Beispiel auch eine Job Initiative für aus der Ukraine geflüchtete Menschen initiiert.
Persönlich durfte ich auch schon an der Frankfurt University of Applied Sciences / FUAS als Dozent dem Ingenieur-und Bau-Nachwuchs Wissen weitergeben.