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Im Gespräch mit Prof. Dr. Siniša Kusić, Professor für Gesundheitsmanagement an der FOM Hochschule, Mitglied des ifgs - Institut für Gesundheit und Soziales, Regionalleitung bei maxQ. im bfw - Unternehmen für Bildung, Autor, Berater, Coach und Speaker

Persönlich & Karriere

Herr Prof. Dr. Kusić, was hat Sie ursprünglich dazu bewegt, sich auf das Thema Gesundheitsmanagement zu spezialisieren?

Nach Abschluss des Studiums der Wirtschaftswissenschaften war ich zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter an der J.W. Goethe-Universität und habe zum Thema Privatisierung im Transformationsprozess promoviert. Parallel dazu habe ich deutsche KMU in Südosteuropa bei der Suche nach Investitionsmöglichkeiten im Rahmen des großangelegten Privatisierungsprozesses begleitet. Als im deutschen Krankenhaussektor ab 2004 die Phase der Privatisierung eingeläutet wurde, ergab sich für mich die Gelegenheit, diesen Prozess als Experte für Eigentumsumwandlungen zu begleiten. Seit dieser Zeit habe ich mich intensiv mit dem Gesundheitssystem und der Gesundheitspolitik beschäftigt und war in der Folge auch als Dozent an verschiedenen Bildungseinrichtungen des Gesundheitswesens tätig.

Welche Stationen haben Ihren Weg bis zur Professur an der FOM - Hochschule für Oekonomie und Management besonders geprägt?

Vor der Ernennung zum Professor für Gesundheitsmanagement und meiner Lehrtätigkeit am Hochschulzentrum der FOM in Frankfurt, konnte ich Lehrerfahrungen an der Vitos-Akademie in Gießen und dem Bildungszentrum maxQ. Frankfurt sammeln und hatte verschiedene Lehraufträge, u.a. an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch-Gmünd - PHSG, der Steinbeis Hochschule oder der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg der Fakultät Life Sciences mit Schwerpunkt Gesundheitspolitik, Gesundheitsökonomie und Gesundheitsförderung. Prägend war auch die Zeit als Gastdozent an der ökonomischen Fakultät der Universität Zagreb sowie meine Mitarbeit als Gutachter für die Agentur für Wissenschaft und Hochschulbildung im Rahmen des EU-Programms „Akkreditierung kroatischer Hochschulen“.

Sie haben zudem mehrere Jahre das Bildungszentrum maxQ. im bfw – Unternehmen für Bildung in Frankfurt am Main geleitet und sind inzwischen zur Regionalleitung aufgestiegen. Können Sie kurz diesen Weg beleuchten?

Nach einigen Jahren der Tätigkeit als freiberuflicher Dozent bekam ich das Angebot, die Leitungsfunktion der Bildungsstätte maxQ. in Frankfurt zu übernehmen. In den folgenden Jahren ist es mir gemeinsam mit dem Team gelungen, das Bildungszentrum zu stabilisieren, neue Bildungsangebote im Bereich Fort- und Weiterbildung zu etablieren und vor allem die Schule für die generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann vorzubereiten. Als herausfordernd empfand ich insbesondere die Aufrechterhaltung des Schulbetriebs während der Pandemie und die Bereitstellung digitaler Lösungen mit virtuellen Lernplattformen. Inzwischen haben wir auch den Umzug der Bildungsstätte in die Franklinstraße vollzogen und können so unseren Schülern und Kursteilnehmern moderne Schulräume und eine technisch gut ausgestattete Lernumgebung bieten, in unmittelbarer Nähe zu Einrichtungen des Gesundheitswesens und Hochschulen. Honoriert wurde die positive Entwicklung der Bildungsstätte mit meiner Beförderung zum Regionalleiter. Zusammen mit den Gebietsleitungen bin ich künftig für unsere Bildungsstätten in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern verantwortlich.

Gab es ein Schlüsselerlebnis, das Ihre Sicht auf Führung nachhaltig beeinflusst hat?

Ich beschäftige mich seit mehreren Jahren mit der Frage, wie „gute“ Führung gerade in Zeiten großer Veränderung und Unsicherheit aussehen kann. Schlüssel ist für mich dabei die Entwicklung der Teams zu mehr Selbständigkeit mit entsprechenden Entscheidungsspielräumen mit dem Ziel, Mitarbeiter in ihren Fähigkeiten zu stärken. Dabei geht es mir auch um die notwendige Entwicklung hin zu „gesunder“ Führung. In diesem Zusammenhang möchte ich die Begegnung und den Austausch mit Bodo Janssen hervorheben. Eindruck hat vor allem seine Keynote und der anschließende Workshop zu Thema neue Führung im Rahmen der Führungskräftekonferenz des bfw – Unternehmen für Bildung interlassen. Diesen Spirit der Upstalsboomer möchte ich gerne an unsere Schulleiter und Teams in den einzelnen Bildungsstätten weitergeben.

Welche Werte leiten Sie in Ihrer Arbeit als Hochschulprofessor, Berater und Coach?

Als Professor verstehe ich mich hauptsächlich als akademischen Mentor, als Brückenbauer zwischen Theorie und Praxis, der Studierende motiviert, anleitet und ihnen Impulse gibt. Aber auch als jemand, der Türen öffnet, wenn es darum geht erste Publikationen anzugehen oder Praxisprojekte im Unternehmenskontext umzusetzen. Als Coach unterstütze ich Menschen bei der Karriereplanung und Persönlichkeitsentwicklung, für den richtigen Auftritt oder bei anstehenden Verhandlungen unter dem Motto „Menschen stärken – gemeinsam wachsen“.

Wie gelingt es Ihnen, Ihre vielfältigen Rollen als Hochschullehrer, Führungskraft, Autor und Speaker miteinander in Einklang zu bringen?

Mit einem guten Zeitmanagement und der Unterstützung meiner Frau, die mir für die verschiedenen Aktivitäten und Aufgaben den Rücken freihält.

Gesundheit & Gesellschaft

Wie bewerten Sie die aktuelle Situation im deutschen Gesundheitswesen – insbesondere im Hinblick auf Fachkräftemangel?

Wir leben in außergewöhnlich herausfordernden Zeiten, das Gesundheitswesen ist dabei keine Ausnahme. Viele Herausforderungen ergeben sich hier gerade aufgrund des demografischen Wandels, einem dramatischen Anstieg der pflegebedürftigen Menschen in den kommenden 10 bis 15 Jahren, bei einem gleichzeitig zunehmenden Fachkräftemangel. Obwohl sich die Vergütung im Gesundheitswesen insgesamt und insbesondere in der Pflege in den vergangenen Jahren verbessert hat, bleiben die Arbeitsbedingungen weiterhin herausfordernd. Nicht wenige Fachkräfte verlassen den Einsatz am Bett, gehen in die Weiterbildung oder nehmen ein Studium auf, mit der Folge das sich die Situation auf den Stationen weiter verschärft. Aus Sicht der Pflegeschulen wird es zunehmend schwieriger eine entsprechende Anzahl von gut ausgebildeten Pflegefachkräften für das Gesundheitswesen bereitzustellen, aufgrund der Problematik dafür eine entsprechende Anzahl an pädagogischen Fachkräften vorzuweisen. Dies ist sozusagen der Flaschenhals, da entsprechende Pädagogen am Arbeitsmarkt kaum zu finden sind.

Welche Entwicklungen und Herausforderungen sehen Sie für das Gesundheitsmanagement in den kommenden Jahren?

Wir werden künftig mit weniger Mitteln für eine größere Zahl an Patienten und Pflegebedürftigen auskommen müssen, d.h. es wird um einen effizienteren Einsatz von Ressourcen, Einsparungspotenzial und gut vorbereitete und durchdachte Reformen gehen. Es wird auch um den sinnvollen Einsatz von smarten Technologien gehen, für schnellere und reibungslose Abläufe und um die Automatisierung bestimmter Tätigkeiten durch den Einsatz generativer KI. Wir sollten daher offen sein für Innovationen und neue Technologien, dabei aber auch auf eine verantwortungsvolle Anwendung achten, mit entsprechenden Absicherungen sensibler Daten.

Welche Kompetenzen und Qualifikationen sind für die Fachkräfte im Gesundheitssektor heute besonders wichtig?

Die Digitalisierung und Implementierung von KI und Robotik im Gesundheitswesen ist keine Zukunftsvision mehr, sondern eine Gestaltungsaufgabe für uns alle. Digitale Anwendungen sind auf dem Vormarsch auf den Stationen, entsprechend steigt die Notwendigkeit mit neuen, smarten Technologien in beruflichen Alltag umgehen zu können. Das bedeutet, dass wir bereits jetzt unsere Auszubildenden auf diese Zeit vorbereiten müssen, neue Lernmöglichkeiten und -umgebungen anbieten müssen, neue Wege gehen und entsprechend bestehende Curricula anpassen sollten. Es bedeutet aber auch, die Fort- und Weiterbildung für pädagogische Fachkräfte voranzutreiben, damit diese auf den rasanten technologischen Wandel vorbreitet werden.

Projekte und Erfolge

Auf welches Projekt oder welche Initiative in Ihrer Laufbahn sind Sie besonders stolz?

Für meine wissenschaftliche Karriere ist sicherlich meine Dissertation zu nennen, die mit dem Wolfgang-Ritterpreis ausgezeichnet wurde und auf zahlreichen internationalen Konferenzen vorgestellt wurde. Stolz bin ich auch auf meine Rolle als Begründer und Mitherausgeber der Reihe „Socio-Economic Perspectives“ beim Peter Lang Verlag. Als prägende Erfahrung würde ich mein Mitwirken in Brüssel als Teil der Arbeitsgruppe bei den EU-Beitrittsverhandlungen mit Kroatien bezeichnen. Mit der Ernennung zum Professor hat sich zugleich der Kreis meiner akademischen Laufbahn geschlossen.

Gab es einen Moment, in dem Sie gespürt haben: „Jetzt erreichen wir wirklich etwas für die Zukunft des Gesundheitswesens“?

Es ist weniger ein einzelner Moment, sondern der Prozess, die rasche Entwicklung in Bereich von Digitalisierung, Anwendung von KI und insbesondere die Vernetzung von KI, Big Data und Robotik, die in vielen Bereichen zu entscheidenden Verbesserungen im Gesundheitswesen führen und sich in den kommenden Jahren rasant weiterentwickeln wird. Hier denke ich insbesondere an Digital-Health-Anwendungen, oder an Deep Learning und Virtual Reality in Forschung, Entwicklung und Ausbildung. Besonders deutlich wurde mir dies auf der Education+ 2025 in Chengdu/China, auf der ich als Mitglied der deutschen Delegation viele wertvolle Einblicke in den Status quo, aber auch die Entwicklungsmöglichkeiten im Gesundheitswesen gewinnen konnte. In einige Bereichen sind uns die chinesischen Partner voraus, in anderen - insbesondere im Bereich der dualen Ausbildung – müssen wir uns nicht verstecken. Allerdings müssen wir uns weiterentwickeln und offen sein für innovative und smarte Entwicklungen.

Welches Feedback von Studierenden hat Sie besonders motiviert?

Es motiviert immer wieder, die Studierenden während ihres Studiums ein kleines Stück des Weges begleiten zu dürfen, bis zum Augenblick, wenn sie mit leuchtenden Augen ihre Urkunden entgegennehmen und gemeinsam die Hüte in die Luft werfen. Es motiviert aber auch zu sehen, wie sie über die Semester hinweg ihre Persönlichkeiten weiterentwickeln und nach dem Studium - mal schneller, mal langsamer - die Karriereleiter emporklettern. Es ist aber auch schön, wenn sie mich gelegentlich nach einiger Zeit kontaktieren, um sich für die Unterstützung während des Studiums zu bedanken.

Tipps & Inspiration

Welchen Rat geben Sie jungen Menschen, die in den Gesundheitssektor einsteigen oder dort Karriere machen möchten?

In Zeiten umfassender und weitreichender Veränderungen und technologischer Innovationen, die sich in immer kürzeren Intervallen ereignen, wird es zunehmend undankbarer, jungen Menschen Ratschläge für die Zukunft zu geben. Wenn ich trotzdem einen Rat abgeben soll, dann folgenden: wählen sie einen Beruf (Ausbildung oder Studium), der sie zu 100% interessiert und begeistert und für den sie „brennen“. Sollte die Wahl auf einen Beruf innerhalb des Gesundheitssektors fallen, d.h. Tätigkeiten mit Menschenkontakt im weitesten Sinn, umso besser, da diese auch in den kommenden Jahren eine relativ große Arbeitsplatzsicherheit zu versprechen scheinen.

Gibt es ein Buch, oder eine Persönlichkeit, die Sie in Ihrer Arbeit besonders inspiriert hat?

Da gibt es mehrere: „Die Magie der Transformation“ von Reza Razavi, „Die Angstfreie Organisation“ von A.C. Edmondson und „Das neue Führen“ und „Die stille Revolution“ von Bodo Janssen. Für die Art und Weise, wie ich im persönlichen wie beruflichen Kontext mit Herausforderungen und Krisen umgehe, hat mich maßgeblich meine Mutter inspiriert und motiviert.

Was treibt Sie in Ihrer Rolle als Führungskraft an und wie gehen Sie mit Rückschlägen bzw. Fehlentscheidungen um?

Es ist die Herausforderung und die Verantwortung, sowie die Möglichkeit zur Gestaltung. Letztlich geht es darum, die Mitarbeiter von den Ideen und den getroffenen Entscheidungen zu überzeugen und anschließend gemeinsam im Team umzusetzen. Bei Fehlentscheidungen ist es wichtig, diese nicht zu rechtfertigen, sondern zu akzeptieren. Es geht in erster Linie um die Frage, wie man aus Fehlern lernen kann, um künftig gemeinsam bessere Ergebnisse zu erreichen.

Welche tägliche Gewohnheit oder persönliche Routine hilft Ihnen, fokussiert, gesund und erfolgreich zu bleiben?

Wenn die Zeit es erlaubt, suche ich Ruhe und Erholung bei einem Spaziergang im Taunus, oder bei einer ausgedehnten Fahrradtour entlang des Rheins. Für meine Balance ist zudem Musik von großer Bedeutung, insbesondere Gitarre spielen und Proben mit unserer Bluesrock-Band. Wenn die Tage kürzer werden, entspanne ich bei einem guten Buch.