Liebe Mitglieder und Partner,
anbei das Executive Summary für die KW 47 / 2025 mit Fokus auf neue Entwicklungen in der deutsch-kroatischen Wirtschaftskooperation, EU-Initiativen, arbeitsrechtliche Reformen sowie sicherheits- und energiepolitische Perspektiven.
Die wirtschaftliche Lage im deutsch-kroatischen Wirtschaftsraum bleibt stabil, auch wenn die Dynamik in beiden Ländern unterschiedliche Treiber hat. Kroatien verzeichnet weiterhin ein robustes Wachstum, während Deutschland vorsichtige Erholungstendenzen zeigt. Der ifo-Geschäftsklimaindex liegt aktuell bei 88,4 Punkten und signalisiert eine leichte Stimmungsaufhellung, getragen von optimistischeren Erwartungen für die kommenden Monate. Für kroatische Exporteure eröffnet dies mittelfristig Chancen, insbesondere in den Bereichen Industrie, Bau und Digitalisierung.
Der kroatische Arbeitsmarkt bleibt angespannt: Die Arbeitslosenquote liegt bei 4,1 %, die Beschäftigung auf Rekordniveau. Gleichzeitig verschärft sich der Fachkräftemangel, was die Bedeutung von Rückkehrerprogrammen und internationalen Kooperationen unterstreicht. Deutschland steht ebenfalls vor der Herausforderung, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Dies wird am 2. Dezember 2025 beim Fachgespräch „Erfahrungsaustausch – Fachkräfte für Frankfurt“ in der DECHEMA diskutiert. Die Veranstaltung bietet praxisnahe Lösungen und neue Ansätze für die Fachkräftesicherung im Rhein-Main-Gebiet.
Die Industrieproduktion Kroatiens verzeichnet im November den stärksten Rückgang in der EU: -6,6 % gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen sind Investitionsgüter und Vorprodukte, während Konsumgüter leicht zulegen konnten. Diese Entwicklung verdeutlicht die Notwendigkeit struktureller Reformen und Investitionen in moderne Technologien.
Ein zentrales Thema dieser Woche ist die Energiepolitik. Die Bundesregierung hat die Einführung eines subventionierten Industriestrompreises beschlossen: Ab 2026 zahlen energieintensive Unternehmen für drei Jahre nur fünf Cent pro Kilowattstunde. Parallel dazu sollen wasserstofffähige Gaskraftwerke mit einer Kapazität von acht Gigawatt bis 2031 ausgeschrieben werden. Das Handwerk kritisiert die Ungleichbehandlung, da kleine Betriebe nicht profitieren. Kroatien setzt ebenfalls auf die Energiewende: Der Anteil kohlenstoffarmer Energie am Strommix liegt bei 66 %, bis 2030 sollen zusätzliche 1,5 GW erneuerbare Kapazitäten ans Netz gehen. EU-Fördermittel in Milliardenhöhe stehen bereit, doch regulatorische Hürden bremsen derzeit Projekte im Umfang von 2,5 GW. Für deutsche Technologieanbieter ergeben sich hier große Chancen in den Bereichen Photovoltaik, Windkraft und grüner Wasserstoff.
Die EU hat das Omnibus-Paket zum Bürokratieabbau verabschiedet, das die Berichtspflichten für Nachhaltigkeit und Lieferketten deutlich entschärft. Künftig müssen nur noch Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern vollständig berichten. In Deutschland werden die Kontrollen gegen Schwarzarbeit verschärft, insbesondere in Barbershops, Friseursalons und Kosmetikstudios. Ziel ist es, durch digitale Vernetzung der Behörden und strengere Ausweispflichten Mehreinnahmen von rund zwei Milliarden Euro bis 2029 zu erzielen.
Fiskalpolitisch setzt die Bundesregierung auf eine expansive Linie: Der Haushaltsausschuss hat den Etat für 2026 beschlossen, der Ausgaben von 524,5 Mrd. € vorsieht. Die Neuverschuldung steigt auf knapp 98 Mrd. €, hinzu kommen Kredite für Sondervermögen wie Infrastruktur und Klimaneutralität. Investitionen in Bildung, Digitalisierung und Sicherheit sollen die Wettbewerbsfähigkeit stärken, bergen aber das Risiko steigender Zinslasten.
Auf europäischer Ebene zeigt sich ein interessantes Bild bei den Investitionen: Laut Eurostat bleiben die USA der größte Investor in Europa, gefolgt von Kanada und Japan. China verliert an Bedeutung, während Kapital aus dem Nahen Osten zunimmt. Gleichzeitig fordert die deutsche Politik von den Westbalkanländern weitere Reformen in Rechtsstaatlichkeit und Wirtschaft als Voraussetzung für den EU-Beitritt.
Ausblick und Veranstaltungen: Die deutsch-kroatischen Wirtschaftsbeziehungen profitieren von der Konjunkturerholung in Deutschland und den Investitionen in Kroatien. Erneuerbare Energien, Digitalisierung und Bürokratieabbau sind die zentralen Wachstumsfelder. Risiken bestehen in der hohen Staatsverschuldung und dem Fachkräftemangel, Chancen hingegen in internationalen Kapitalströmen und EU-Förderprogrammen. Ein wichtiger Termin ist der Deutsch-Kroatische Wirtschaftsdialog am 10. Dezember 2025 in Berlin, bei dem Premierminister Plenković mit einer hochkarätigen Wirtschaftsdelegation vertreten sein wird. Die Veranstaltung bietet eine exklusive Plattform für bilaterale Gespräche und Kooperationen.


