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Im Gespräch mit Prof. Dr. Christian T. Haas, Research Director und Vorsitzender CoDiVe

„Zwischen digitaler Transformation und menschlichem Verhalten: Prof. Dr. Haas über seine Vision mit CODIVE“

In diesem spannenden Interview gibt Prof. Dr. Christian T. Haas Einblicke in seine Motivation zur Gründung von CODIVE, seine wissenschaftliche Laufbahn und die Zukunft der digitalen Transformation. Er spricht über den Wert agiler Forschung, interdisziplinärer Zusammenarbeit und warum nachhaltige Innovation weit über Technik hinausgeht. Ein Gespräch über Lernen, Leadership und die Kraft von Netzwerken – und darüber, wie Veränderung nicht planbar, aber gestaltbar ist.

Persönlich & Karriere

Herr Prof. Dr. Haas, was hat Sie dazu bewegt, die Leitung von CODIVE zu übernehmen? War die Arbeit im Bereich der digitalen Transformation stets Ihre berufliche Leidenschaft?

CoDiVe ist eine Gesellschaft, die in der Forschung tätig ist und Forschung ist der Kern meiner kompletten wissenschaftlichen und beruflichen Entwicklung und Karriere. Die Gründung von CoDiVe – welches die Abkürzung der Co-Evolution von Digitalisierung und Verhalten ist – resultierte aus verschiedenen Forschungsprojekten heraus zum autonomen Fahren und zur künstlichen Intelligenz: diese technischen Entwicklungen sind nie losgelöst vom Verhalten und Lernen von Individuen oder Organisationen zu betrachten und ich beschäftige mich schon sehr lange – auch in der Grundlagenforschung – wie Menschen, Tiere oder Systeme lernen.

Welche beruflichen Stationen und Erfahrungen haben Sie auf Ihre aktuelle Rolle bei CODIVE vorbereitet?

Mit Promotion und Habilitation in den Themenfeldern Biomechanics, Motor Control, Human Factors, Exercise Physiology und Learning Theories habe ich eine klassische wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen, die dann in einer Professur für Forschungsmethoden mündete. Neben der wissenschaftlichen Forschung war der Kontakt zur Wirtschaft immer vorhanden, wodurch ich auch diesen Blickwinkel gut nachvollziehen kann. Relevant waren auch immer die internationale Tätigkeit und verschiedene Gremienpositionen.

Gab es ein Schlüsselerlebnis oder eine Entscheidung, die Ihre Sicht auf digitale Innovation und Unternehmensführung maßgeblich beeinflusst hat?

Es gab kein Schlüsselerlebnis, vielmehr war es ein kontinuierlicher Lern- und Entwicklungsprozess in dem deutlich wurde, dass wir Forschung in der heutigen Zeit noch deutlich agiler und über Grenzen hinaus leben müssen.

Welche Werte sind Ihnen in der Führung von CODIVE besonders wichtig, und wie spiegeln sie sich im Unternehmensalltag wider?

Dies sind auf jeden Fall Vielfalt, Agilität, Mut sich auf einen nicht vordefinierten Weg einzulassen, Ausdauer – das heißt auch mit Rückschlägen umzugehen - Begeisterungsfähigkeit und einiges weiteres mehr.

Wie gelingt es Ihnen, die Balance zwischen operativer Verantwortung und der strategischen Weiterentwicklung von CODIVE zu halten?

Dies ist eine klassische Ambidextrie Herausforderung. Wirklich parallel geht das nicht gut, sondern der immer wiederkehrende Switch und dieser gelingt auch nur deshalb (ganz gut), da ich viele gute Kollegen habe, die mich beim Perspektivwechsel immer wieder unterstützen.

Welche Rolle spielen Netzwerke und Partnerschaften in Ihrer Arbeit, insbesondere für die Förderung von Innovation und Wachstum bei CODIVE?

Sie zählen zu den Top 3, bedürfen aber einer kontinuierlichen Pflege, ohne dass man kurzfristig zu viel Erwartungen hat. Zunächst geht es um die Beziehung alles andere folgt.

Markt & Trends

Wie würden Sie die aktuelle Marktlage im Bereich der digitalen Transformation beschreiben? Welche Trends beobachten Sie?

Ich beobachte ein breites Spektrum an Reaktionen von starker Zurückhaltung und Aufrechterhaltung traditioneller Prozesse bis hin zu einer völligen Begeisterung, die in Teilen auch autotelische Züge einnimmt (Digitalisierung als Selbstzweck).

Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit für Unternehmen, insbesondere im Hinblick auf die Implementierung digitaler Lösungen?

Die Herausforderungen sind sehr vielfältig und meist größer als gedacht: Digitalisierung bedeutet eben nicht nur die technische Implementierung, sondern auch die Umstellung von Prozessen. Das beginnt mit der Darstellung des Ist-Standes und das ist häufig gar nicht so einfach, da doch zahlreiche Prozesse nicht dokumentiert sind, sondern implizit bzw. gewohnheitsmäßig stattfinden. Weitere Herausforderungen sind Analysen des Informationsflusses und der Entscheidungsfindung und die Umstellung der Kommunikation von „Mensch zu Mensch“ über „Mensch zu Maschine“ hin zu „Maschine zu Maschine“. Und schließlich geht es noch um Change-Konzepte: die meisten traditionellen Ansätze greifen hier viel zu kurz.

Welche Chancen bieten internationale Märkte und neue Technologien für Unternehmen wie CODIVE?

In den Themenfeldern, in denen wir tätig sind, ist internationales Denken und Agieren ein Muss! Und in quasi keinem Bereich gehen digitale Innovationen ohne eine Betrachtung der Verhaltensperspektive einher. Deshalb ist die Chance durchaus groß, allerdings sind die Entwicklungen auch sehr rasant, sodass man immer am Ball bleiben muss.!

Welche Rolle spielen Investitionen in Forschung und Entwicklung für die Wettbewerbsfähigkeit von CODIVE?

Essenziell! Wir leben von Forschungs- und Entwicklungsgeldern. Investitionen sind dabei sowohl öffentliche Gelder als auch Investitionen von Unternehmen, die wir beraten und begleiten.

Wie unterstützt CODIVE Unternehmen bei der Umsetzung von ESG-Kriterien und der Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle?

Nachhaltiges Handeln beginnt mit Denkmustern. Wir haben sehr gute Kompetenzen für die Analyse von solchen Mustern und die Initiierung Begleitung von Veränderungskonzepten.

Welche Trends in Digitalisierung und Innovation halten Sie für besonders bedeutend für die Branche?

Bei der Digitalisierung glaube ich an hybride Intelligenzansätze sowie Knowledge Engineering bei Innovationen haben vor allem katalytische Innovationen durch ihren Hebel ein großes Potential.

Strategie & Unternehmertum

Was macht CODIVE als Unternehmen besonders attraktiv im Vergleich zu anderen in der Branche?

Wir sind eine recht heterogene Organisation sowohl im Hinblick auf die Forscher, die aus unterschiedlichen Disziplinen stammen, als auch dahingehend, dass wir sehr erfahrene Wirtschaftsleader im Team haben. Somit können wir recht gut zwischen den verschiedenen Anforderungen hin und her switchen.

Welche Strategien verfolgt CODIVE, um seine Marktposition zu stärken und weiter auszubauen?

CoDiVe ist ja eine Abkürzung für Gesellschaft für Digitalisierungs- und Verhaltensforschung. Wir sind also kein klassisches Unternehmen, haben aber genauso wie ein Unternehmen die Anforderungen uns zu finanzieren. Grundsätzlich ist es in der Forschung wichtig kontinuierlich Up-to-date zu bleiben, dies ist aber keine Strategie, sondern liegt quasi in der DNA der Forscher. Zur Strategie gehört es, exzellentes Know how an der Schnittstelle zwischen Digitalisierungs(technologie) und dem Verhalten von Menschen und Organisationen anzubieten. Dies ist keine summative Strategie, sondern ein Co-evolutionärer Ansatz.

Wie unterstützt CODIVE Unternehmen dabei, sich international zu vernetzen und neue Märkte zu erschließen?

Der erste wichtige Aspekt ist das Mindset, d.h. das Verstehen, dass mit der internationalen Vernetzung Vorteile verbunden sind, die aus der Unterschiedlichkeit heraus resultieren. Das Überschreiten von (Länder)Grenzen bietet die Möglichkeit Unterschiedlichkeit zu erfahren und damit zu wachsen, und zwar stärker, als wenn man in seiner „Bubble“ bleibt. Wir sprechen hier von Cross-Border Thinking. Cross Border bedeutet nicht nur Ländergrenzen, sondern auch Domain-Grenzen. Unsere Unterstützung besteht vor allem darin, dass wir sowohl viel international unterwegs sind als auch in verschiedenen Domains und wir helfen beim Ideen- und Lösungsaustausch.

Welche Branchen oder Technologien halten Sie für besonders zukunftsträchtig, und wie positioniert sich CODIVE in diesen Bereichen?

Natürlich ist KI eine besonders wichtige Technologie, aber auch nur dann, wenn sie sinnvoll integriert wird. Ich möchte hier eine Kompetenz in den Vordergrund rücken als eine Technologie und diese ist „Systems Thinking“

Wie hat sich die Nachfrage nach digitalen Transformationsdiensten in den letzten Jahren verändert, und wie reagiert CODIVE darauf?

Digitale Transformation ist eine absolute Notwendig, die Nachfrage ist groß und gleichzeitig ist die Unsicherheit auch groß. Grundsätzlich ist uns wichtig hervorzuheben, dass sich Transformation grundlegend geändert hat: es gibt nicht mehr das klassische Konzept von Ausgangszustand zu Zielzustand. Es ist vielmehr inzwischen ein kontinuierlicher Prozess in dem zwischenzeitliche Meta-stabile Zustände erreicht werden. Ebenso sollte die Organisation der Transformation überdacht werden: klassisch ist eine zentrale Top-down Steuerung. Wir bevorzugen transformationale periphere Organisationsformen. Hierbei organisieren sich verschiedenen Gruppen innerhalb von bestimmt Meta-Zielstellungen selbst – in Anlehnung an „Organic Computing“. Dies schafft Vorteile im Hinblick auf das Ressourcen Management und die Flexibilität des Systems.

Highlights & Erfolge

1. Was war Ihr bisher größter Erfolg oder ein besonders herausragendes Projekt, das Sie mit CODIVE begleitet haben?

CoDiVe ist mit Gründung in 2024 eine sehr junge Organisation und kann vor allem auf die persönlichen Erfolge der Gründer in verschiedenen Institutionen zurückblicken (sofern man sich an klassischen Erfolgsparametern orientieren möchte). In der aktuellen Historie der Gesellschaft können Projekteinwerbungen als Erfolge verbucht werden. Wichtig sind mir allerdings auch die Entwicklungen von verschiedenen Modellen bspw. im Bereich KI, VR, Change und System Intelligence. Und nicht zu vergessen ist die Art und Weise wie wir intern miteinander aber auch mit Partnern arbeiten ein Erfolg.

Welches Feedback von Kunden oder Partnern hat Sie besonders bestärkt und motiviert?

Hier lässt sich keine einzelne Situation nennen, allerdings bekommen wir recht häufig gespiegelt, dass wir in der Lage sind, Sichtweisen einzunehmen und Möglichkeiten ins Spiel zu bringen, die sich deutlich von den üblichen Perspektiven oder Lösungen unterscheiden. Uns wird also ein gutes Maß an Kreativität zugesprochen, was mich sehr freut.

Wie wichtig ist Teamarbeit bei CODIVE, und welche Maßnahmen ergreifen Sie, um Ihr Team bestmöglich zu unterstützen?

Teamwork ist von zentraler Relevanz! Wir arbeiten sehr häufig an komplexen Problemen, bei denen unterschiedliche Kompetenzen mit hoher Ausprägung gefragt sind – mathematische Modellerstellung, KI-Entwicklung, Implementierung in Change Konzepte etc. - und dies lässt sich nur im Team leisten und am Besten in einem Collaborativen Setting!

Ausblick & Zukunft

Wo sehen Sie CODIVE in fünf bis zehn Jahren, und welche Rolle wird das Unternehmen in der Branche spielen?

Die Welt dreht sich so schnell, so dass ich hier keinen Ausblick wagen kann über den Status Futurus. Ich wünsche mir jedoch – als kontinuierlicher Status Quo – dass wir unser Mindset beibehalten, also weiter mit Freude und Flexibilität Forschen, Entwickeln und kreative Lösungen integrieren.

Welche Innovationen oder Trends werden Ihrer Meinung nach die Branche in den kommenden Jahren prägen, und wie bereitet sich CODIVE darauf vor?

Es wird zunehmend wichtig sein, nicht mehr in stabilen Zielzuständen zu denken, sondern in Meta-Stabilitäten. Man könnte es auch vergleichen mit einem Zurückwechseln vom Sesshaft sein zum Nomadentum, nicht räumlich gedacht aber kognitiv und technisch. Ebenso müssen wir viel mehr in sich kontinuierlich veränderten Netzwerken denken und nicht mehr in einzelnen Organisationen.

Tipps & Inspiration

Gibt es eine Buchempfehlung oder eine Inspirationsquelle, die Sie besonders geprägt hat und die Sie teilen möchten?

Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich beruflich viel lesen kann, was mich auch privat interessiert, und es gibt recht häufig Gedankengänge, die ich faszinierend finde. Allerdings kann ich kein einzelnes Werk anführen. Eine wichtige Inspirationsquelle sind allerdings die Zeit in der Natur und in anderen Kulturkreisen.

Welche persönliche Gewohnheit oder Routine trägt Ihrer Meinung nach zu Ihrem beruflichen Erfolg bei?

Wenn ich nicht unterwegs bin, treibe ich jeden Morgen um 05:00 h ein bisschen Sport und gerade das Laufen im Wald ist für mich recht wichtig. Ferner lese ich gerne wissenschaftliche Literatur, und zwar in der Natur und dabei kommen mir meist viel bessere Ideen als im Office.

Wie gehen Sie persönlich mit Herausforderungen oder Krisen um, und welche Strategien haben sich dabei bewährt?

Ich nutze die Erfahrungen aus dem Sport insbesondere aus dem Alpinsport. Hieraus lassen sich vor allem zwei Erkenntnisse ableiten: 1.) Bei der Beurteilung von Gefahrenlagen, ist ein Sparring mit einem zweiten „externen ich“ hilfreich, d.h. das „erste ich“ schildert die Situation und mögliche Lösungen und das „zweite ich“ beurteilt diese als „neutrale Instanz“ im Sinne von: ist das Vorgeschlagene nachvollziehbar und sinnvoll? Durch diesen Perspektivwechsel ergibt sich schnell eine neue Einordnung der Situation. 2.) Die zweite Sportanalogie resultiert aus langen Ausdauerbeanspruchungen. Während dieser entstehen im Körper zahlreiche Micro-Läsionen, die den Körper immer mehr schwächen und ihn zur Ruhe drängen. Gibt man dem Körper die entsprechende Ruhe entsteht eine Superkompensation – der Körper repariert nicht nur sondern verstärkt die ursprünglichen Läsionsstellen, sodass man leistungsfähiger wird, ergo Ruhe bewahren ist wichtig (was allerdings nicht immer leicht ist).