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Im Gespräch mit Karolina Kristić, Kanzler & CFO bei Frankfurt School of Finance & Management

„Mitgestalten statt verwalten – warum Bildung für mich der schönste Impact ist.“
Im Interview spricht Karolina Kristić, Kanzlerin & CFO der Frankfurt School of Finance & Management, über ihren Weg in den Hochschulbereich, die strategische Ausrichtung einer der forschungsstärksten Business Schools Europas und den Spagat zwischen Digitalisierung, Internationalisierung und persönlicher Exzellenz. Ein Gespräch über Werte, Wandel und die Freude an Entwicklung.

Persönlich & Karriere

Frau Kristic, was hat Sie in die Bildungsbranche geführt, was reizt Sie am Hochschulbereich?

Das Jobangebot an der Frankfurt School ergab sich eher zufällig über einen Headhunter. Ich habe mich dann ausführlich mit der Business School beschäftigt, und es hat sich einfach richtig angefühlt. Nach nun 16 Jahren kann ich klar sagen: Die Entscheidung war goldrichtig. In der Bildung hat man direkten Impact. Es gibt für mich nichts Schöneres, als hautnah zu erleben, wie sich junge Studierende entwickeln und wie aus Talenten echte Leistungsträger werden.

Welche Erfahrungen aus Ihrer bisherigen Laufbahn haben Sie auf Ihre Rolle als Kanzlerin einer Hochschule vorbereitet?

Ich habe in meiner vorherigen Tätigkeit stark mit Ressourcenmanagement und klassischen Accounting-Themen zu tun gehabt. Heute verantworte ich als Kanzlerin unter anderem die Finanzen und das Accounting, wofür meine Erfahrungen sehr hilfreich sind. Doch jede Organisation ist anders, so dass man sie wirklich gut kennen muss, um einen guten Job zu machen – also Ressourcen sinnvoll steuern zu können. Heute kenne ich die Frankfurt School, unsere Bildungsprogramme, die Anliegen der Studierenden sowie die deutsche und internationale Business School-Landschaft wirklich gut. Ich kann mitgestalten, was mir immer wichtig war und was eine große Freude ist.

Welche Werte sind Ihnen besonders wichtig?

Enthusiasmus, Leistungsbereitschaft und Ownership stehen ganz oben auf der Liste. Neugier, Lernen-Wollen sowie das Bestreben, immer noch ein bisschen besser zu werden – das sind Haltungen, die mir Energie geben und die ich mit meinen Teams lebe. Es macht Spaß, wenn man im Team gemeinsam neue Herausforderungen angeht und bewältigt.

Wie gelingt Ihnen die Balance zwischen operativer Verantwortung und der strategischen Weiterentwicklung der Frankfurt School?

Gute operationale Entscheidungen setzen voraus, dass man strategische Herausforderungen versteht – im Unternehmen, im Markt, in der Außenwelt. Wir müssen zum Beispiel den demographischen Wandel im Blick haben und positionieren uns international. Ich schaue mir gerne an, was in Industrie und Wirtschaft los ist, welche Bildungsbedarfe Unternehmen haben. Selbstverständlich beobachte ich, was andere Hochschulen machen, und nehme all das mit in unseren eigenen Strategieprozess sowie in operative Entscheidungen. Ich greife auch gerne auf den Input unserer Studierenden zurück. Ihre Perspektiven überraschen oft, sind manchmal ein bisschen verrückt – im besten Sinne. Aber sie sind essenziell für die Frankfurt School und unsere Entwicklung.

Entwicklung der Hochschulbildung

Wie ist die aktuelle Lage für private Hochschulen in Deutschland, welche Herausforderungen sehen Sie?

Die Welt befindet sich im fundamentalen Wandel – (geo)politisch, technologisch und in Sachen Nachhaltigkeit. In dieser Situation erkennen viele jungen Menschen, wie wichtig es ist, persönlich Initiative zu ergreifen und Veränderung aktiv mitzugestalten. Insofern suchen sie Universitäten, die akademische Exzellenz, praktische Relevanz und ein starkes internationales Netzwerk vereinen und ihnen damit internationale Karrieren ermöglichen. Business Schools wie die Frankfurt School bieten genau das. Wir sehen daher bei unseren Zielgruppen in Deutschland, Europa und weltweit eine steigende Nachfrage nach unseren Programmen. Und noch etwas: Ich bin überzeugt, dass jungen Menschen auf der ganzen Welt zunehmend klar wird, wie attraktiv eine offene Gesellschaft ist – für die persönliche Entwicklung und für freies Unternehmertum. Davon werden Deutschland und seine Hochschulen profitieren.

Wie verändern Digitalisierung und künstliche Intelligenz die Hochschulen?

Mit Digitalisierung beschäftigen sich Hochschulen seit vielen Jahren. Nun hat das Thema durch die atemberaubende Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) eine völlig neue Qualität und Dynamik erhalten. Hochschulen müssen dabei im Wesentlichen drei Ebenen im Blick behalten: die Organisations- oder Unternehmensebene sowie Forschung und Lehre. Auf Unternehmensebene etwa haben wir mit Studierenden und Alumni eine KI-gestützte Community Building Plattform entwickelt, mit der wir im Mai live gehen. Diese neue Plattform unterstützt uns darin, unsere Angebote passgenau weiterzuentwickeln und umzusetzen. Ferner nutzen wir KI zur Prozessoptimierung und suchen aktiv Lösungen, bei denen KI uns weiterbringt. Die Frankfurt School passt zudem ihre Curricula laufend an und erweitert ihr Studienangebot. Das ist also für uns nichts Neues. So integrieren wir auch KI in die Lehre – als Technologie und als Thema. Studierende müssen mit den Chancen und Anwendungsmöglichkeiten von KI und anderen Technologien wie der Blockchain frühzeitig vertraut gemacht werden. Ab August 2025 bieten wir beispielsweise den Master in Financial Technology erstmals an. Mit ihm bereiten wir Studierende gezielt darauf vor, die vielfältigen Transformationen im Finanztechnologiesektor voranzutreiben und innovative Lösungen zu entwickeln. Und selbstverständlich adressieren unsere Wissenschaftler KI in der Forschung – nicht nur zu Finanzthemen, auch zu strategischen Managementfragen wie Supply Chain oder Employer Branding.

Strategie & Hochschulmanagement

Was macht die Frankfurt School of Finance & Management besonders im Vergleich zu anderen Business Schools?

Die Frankfurt School wurde vor fast 70 Jahren als Weiterbildungsakademie für Bankmitarbeiterinnen und -mitarbeiter gegründet. Ein starker Praxisbezug ist seit jeher Teil unserer DNA. Gleichzeitig haben wir uns zu einer der forschungsstärksten Business Schools weltweit entwickelt: Die Frankfurt School belegt in prestigeträchtigen Forschungsrankings exzellente Plätze. Im Forschungsranking der University of Texas at Dallas ("Top 100 Business School Research Rankings") sind wir die einzige deutsche unter den besten einhundert Unis weltweit und belegen Platz 15 in Europa. Die Balance aus Forschungsexzellenz, praktischer Anwendung und Orientierung an drängenden Anliegen in Wirtschaft, Wirtschaftspolitik und Gesellschaft zeichnet uns aus und sucht ihresgleichen. Der Standort ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Deutschland ist für viele internationale Studierende eines der attraktivsten Länder weltweit. Frankfurt am Main ist ein wirtschaftliches Kraftzentrum, eine der internationalsten Städte Europas und der wichtigste Finanzplatz Kontinentaleuropas, die einzige Stadt der Welt mit zwei Zentralbanken. So ist auch die Frankfurt School Heimat für Menschen und Ideen aus der ganzen Welt. Als weiteren Punkt möchte ich unser diversifiziertes Geschäftsmodell nennen. Es geht über das übliche Angebot von Business Schools hinaus. Wir haben neben den akademischen Programmen weitere Bereiche: Unsere International Advisory Services setzen Beratungs- und Bildungsprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern um; die Ausbildungsakademie entwickelt spezielle Beratungs- und Trainingsangebote rund um die kaufmännische Berufsausbildung und führt sie durch. Darüber hinaus gibt es selbstverständlich, wie an Business Schools üblich, den Bereich Executive & Professional Education, in dem Weiterbildungs- und Entwicklungsprogramme für Fach- und Führungskräfte gebündelt sind.

Welche Rolle spielen Netzwerke und internationale Partnerschaften in Ihrer Branche?

Gute, belastbare Netzwerke sind vielleicht das Wertvollste, das wir unseren Studierenden, den Alumni und allen Stakeholdern mitgeben können. Wir sind stolz auf unsere außerordentlich guten, langjährigen Kontakte zu Entscheidern in Unternehmen aus allen Branchen – mit einem gewissen Fokus auf den Finanzsektor. So ist es nicht überraschend, dass die jährlichen Frankfurt School Career Days mittlerweile die wichtigste und hochkarätig besetzte Karrieremesse im Rhein-Main-Gebiet sind. Die Ausstellerplätze sind bei Unternehmen heiß begehrt, um mit unseren Studierenden in den direkten Austausch zu kommen. Darüber hinaus organisieren wir eine Vielzahl von Netzwerkveranstaltungen, viele sind öffentlich, etwa unsere Konferenzen. Andere, wie das große Homecoming für Alumni, richten wir exklusiv aus. Natürlich sind auch unsere Kooperationen mit den 150 Partneruniversitäten in fast 50 Ländern weltweit zentral. Im Kern geht es dabei um Austauschprogramme für Studierende. Auslandssemester sind in den meisten Programmen obligatorisch. Wir haben übrigens zwei Partner in Kroatien – die Faculty of Economics & Business der Universität Zagreb und die Zagreb School of Economics and Management. Doch interkultureller Erfahrungsaustausch findet auch jeden Tag am Campus statt – rund 40 Prozent unserer Studierenden, zahlreiche Professoren und viele Kollegen kommen nicht aus Deutschland.

Wie hat sich die Nachfrage nach Ihren Studiengängen in den letzten Jahren verändert?

Unsere Bewerberzahlen steigen in allen Programmen – Bachelor, Master und MBA – kontinuierlich an. Heute studieren rund 4.000 junge Talente aus aller Welt in unseren akademischen Programmen. Damit hat sich die Studierendenzahl in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt.

Gibt es Pläne, das Angebot der Frankfurt School weiterzuentwickeln – beispielsweise neue Märkte, Studiengänge und Weiterbildungsangebote?

Das wachsende Interesse an unseren Programmen bekräftigt unsere strategische Entscheidung, den Fokus auf Finance und Management zu stärken. So entwickeln wir unser Angebot ständig weiter – aktuell mit neuen Master-Programmen in Real Estate und Financial Technology. Eine immer größere Rolle spielt das Thema Entrepreneurship. Wir wollen Innovation, Startups und Gründergeist fördern. Unser Entrepreneurship Centre berät Studierende und Alumni, die gründen wollen und bringt sie mit Investoren zusammen. Unsere Tochtergesellschaft Futury bildet das größte Ökosystem für Startups in der Rhein-Main-Region. Wir sind schlagkräftig aufgestellt und in die Spitzengruppe der deutschen Hochschulen für Gründer aufgestiegen. Futury nimmt auch am Startup Factory Leuchtturmwettbewerbs des Bundeswirtschaftsministeriums teil. Mit der Goethe Universität, der TU Darmstadt und der Universität Mainz haben wir hierfür The Future Factory gegründet und bauen das zentrale Innovationsökosystem der Rhein-Main-Region auf.

Highlights & Erfolge

Was war Ihr bisher größter unternehmerischer Erfolg oder eine besonders herausfordernde Entscheidung, die Sie getroffen haben?

Das ist sicherlich der Bau unseres Campus. In dieses Projekt habe ich eine Menge Herzblut gesteckt und immer wieder die Perspektive der Lernenden eingenommen. Ich bin stolz, dass wir im Zeitplan und im Budgetrahmen geblieben sind. Und natürlich freue ich mich, dass der Campus bei Studierenden, Mitarbeitern und Gästen gut ankommt. Insbesondere die Studierenden lieben es, sich hier zu treffen und zu lernen.

Tipps & Inspiration

Welchen Rat würden Sie jungen Managern geben?

Heute gehört dauernde Veränderung zum Tagesgeschäft. Das erhöht den Stresspegel, ermöglicht aber Entwicklung – und das finde ich gut. Mein Rat, wenn es mal zu unübersichtlich wird: Dranbleiben und komplexe Projekte in kompakte Fragen teilen. So lassen sich vermeintlich unlösbare Aufgaben erledigen. Das gibt Energie und macht Spaß.

Welche Fehler sollte man als Manager unbedingt vermeiden?

Führungskräfte neigen dazu, Mitarbeiter einzustellen, die ihnen ähnlich sind. Ich glaube, dass man damit keine neuen Perspektiven gewinnt und finde es wichtig, in Teams mit Menschen zu arbeiten, die unterschiedliche Fähigkeiten, Stärken, Schwächen und Charaktereigenschaften mitbringen. Micromanagement möchte ich ebenfalls nennen. Um als Führungskraft nicht in diese Falle zu tappen, braucht man ein Team, das Verantwortung übernehmen möchte und auch mal eine gegensätzliche Meinung vertritt. Dem muss man sich dann konstruktiv stellen. Gleichzeitig muss man selber durchsetzungsstark sein und schwierige Entscheidungen umsetzen, die nicht jeder mitträgt. Die meisten Führungskräfte arbeiten hart, meistern die Herausforderungen ihrer Jobs und geben ihr Bestes, um Sichtweisen des Teams zu berücksichtigen. Trotzdem werden sie bisweilen hart angegangen und kritisiert. Dabei können sie es nicht jedem recht machen. So möchte ich an dieser Stelle an die Selbstreflexion von Mitarbeitenden appellieren: Feedback ist zentral, um persönlich und in der Sache weiterzukommen. Aber manche Kritik ist pauschal und wenig zielführend.

Wie gehen Sie mit Herausforderungen oder Krisen um?

Ich bin seit über 30 Jahren im Berufsleben und habe mehrere Krisen miterlebt. Für mich galt und gilt: Krise muss Chance sein. Diese Haltung hat vielleicht mit meinen kroatischen Wurzeln zu tun – ich habe sie sicher von meinen Eltern gelernt, deren ganzes Leben von Herausforderungen und Krisen geprägt war. Ihr Motto war: Wenn etwas nicht funktioniert, musst du es ändern. Mich darüber zu beklagen, liegt nicht in meiner Natur, ich suche lieber nach Lösungen, gerne unkonventionell und disruptiv.

Welche persönliche Gewohnheit oder Routine trägt zu Ihrem Erfolg bei?

Vier Routinen haben sich in meinem Alltag bewährt: Zum einen bin ich in der Regel um 9 Uhr am Campus. Mein Team weiß das und nutzt diese Zeit, um sich flexibel und ohne Agenda mit mir auszutauschen. Dabei lassen sich viele Dinge direkt klären. Nicht selten ergeben sich neue Ideen, die zu guten Lösungen führen. Zweitens schreibe ich, wenn ich mich geärgert habe, keine Mails, sondern tausche mich persönlich mit Kollegen aus – ein Perspektivwechsel, der hilft, positive Energie zu tanken. Drittens habe ich mir auch angewöhnt, die Arbeitswoche immer mit einem Rück- und Ausblick zu beenden: Was ist erledigt? Was steht in der nächsten Woche oder darüber hinaus an? Last but not least, frage ich mich viertens, was in der Woche gut war – es klingt banal, aber es macht gute Laune fürs Wochenende.